Es gibt eine Reihe von Gedanken, die momentan kreuz und quer liegen. Ein Gedanke ist da, wird vom übernächsten nieder getrampelt und der zweite wundert sich, warum er beim Entstehen so langsam ist. Dabei wäre dieser langsam überlegte, geformte und in sich ruhende Gedanke der Schönste. Leider hat er neben den schnellen, frechen und belanglosen Ausdrücken meines Gehirns keine Chance, sich zu verwirklichen. Vielleicht sollte ich dieser bescheidenen, ausgeglichenen und wohldurchdachten Überlegung endlich Raum geben und Zeit widmen. Nur zuhören und den Ausführungen lauschen.
Ich versuche es.
Während ich denke, wiederhole ich den Spaziergang durch Dresden. Beim Gehen war Fotografieren wichtig, Reden nicht zu vergessen, daher blieb keine Zeit für den essentiellen, aussergewöhnlichen Gedanken. Aus diesem Grund schreibe ich kurze Bildtitel, die den ersten Blitzgedanken, den schnellen, zum Zug kommen lassen. Dem schönen Gedanken bleibt Zeit zum Reifen. Was mit dem frechen, dritten geschieht, wenn er auftaucht und nicht verschwinden will, weiß ich noch nicht.
… Kulturpalast am Neumarkt … unter Denkmalschutz … seit kurzem … glücklicherweise …
… was für eine Rundung … an einer Ecke …
… die Geschichte einer Frau … zu klug für den Herrscher … vierzig Jahre in die Burg verbannt … Stolpen … über diese Geschichte stolpert man … wie über die Vielfalt der Fassaden …
Frauenkirche … verbindet … evangelisches und katholisches … blau, rosa, etwas gelb, vielleicht sandbraun
… der Sandstein … die Geschichte und … der Name.
Der wunderbare Gedanke ist endlich da, angekommen, hier bei mir, mit dem frechen Kerl – dem Übermut auf den Fersen.
… barocke Symbole … barocke Gedanken … Freude … Lust am Leben …
Und ein weiterer vorwitziger Gedanke:
Macht der Männer … in Kacheln dreimal gebrannt … das Ende des Fürstenzugs … des Künstlers Frau mit langen blonden Haaren … die Macht verbannt …
Und zuguterletzt, nachdem August die Konfession abgestreift und sich der katholischen Religion samt des Königreichs Polen bemächtigt hatte, ein Blick auf das Symbol dieser Rochade. Sie hat die Form eines Schiffes, das sich in fremden Gewässern bewegt. Gross genug um Umzüge im Inneren der Kirche abhalten zu können, segelte sie doch unter fremder Flagge im Kurfürstentum Sachsen.
… und da war er wieder der freche Gedanke … mein kleiner Bengel hat ihn abgeschossen. Nun kann ich mich ruhig den bedächtigen, besonnenen und reifen Überlegungen widmen.